Sirko Knüpfer zur Montage von
„Sergej in der Urne“
17.10 Uhr, Kino 1104
„Generell funktioniert mein Blick und meine Aufmerksamkeit situativ. Vielleicht weil ich in so vielen verschiedenen Formaten unterwegs bin, stellt sich eine gewisse Übung ein, sich auf die jeweilige Rahmensetzung einzulassen. Das Erfassen von Prozessen in ein mentales Bild ist mein Thema, die diskontinuierliche Zeit als Normalfall der Wahrnehmung. Den Deleuzeschen Begriff des Bewegungsbildes mag ich sehr.“ Berlin/Potsdam 2011 Sirko Knüpfer
Sirko Knüpfer studierte an den Kunsthochschulen Halle/Saale, Glasgow und Karlsruhe. Als Medienkünstler entwickelt er Arbeiten im öffentlichen Raum, für Theater und Film. Er arbeitete mit dem Künstlerkollektiv Henry VIII’s Wives und gründete mit der Choreografin Paula E. Paul das gemeinsame Label KOMBINAT. Sirko Knüpfer unterrichtet Medienkunst an der Kunsthochschule „Burg Giebichenstein“ Halle/Saale und ist als freier Filmeditor in Berlin tätig. Der Kurzfilm Hackney Lullabies von Kyoko Miyake gewann 2011 den Berlin Today Award im Rahmen des Berlinale Talent Campus.
Auswahlfilmografie
2001 Abenteuer der eigenen Existenz. Archivfilm. Sirko Knüpfer, Daniel Thomas
2003 Yello Perill C’est Moi. Videoessay. Sirko Knüpfer
2005 Mind the Gap. Kurzfilm. Kerstin Hering
2008 Camera Orfeo. Videoinstallation. Penelope Wehrli
2008 [kunst.hand.werk.] Videoinstallation. Paula E. Paul, Sirko Knüpfer
2009 Sergej in der Urne. Dokumentarfilm. Boris Hars-Tschachotin
2011 Hackney Lullabies. Kurzfilm. Kyoko Miyake Nominiert für den Förderpreis Schnitt Film+ 2011
Sergej in der Urne
Buch und Regie: Boris Hars-TschachotinKamera: Peter Badel, Sirko Knüpfer, Grischa Schaufuß Schnitt: Sirko Knüpfer, Boris Hars-Tschachotin 2D Artist: Moritz Koepp und Martin Eichhorn Ton: Bernhard Joest, Jürgen Schönhoff, Matthias Richter Musik: Jan Tilman Schade Sprecher Sergej Tschachotin: Ulrich Matthes Produzent: Boris Hars-Tschachotin Koproduzent: Heino Deckert
Liquid Blues Production D 2010
Charismatisch, egozentrisch, rastlos und nahezu vergessen … Sergej Stepanowitsch Tschachotin (1883-1973) war ein Wissenschaftler von Weltruf, Freund Einsteins und Pawlows, Revolutionär, Antifaschist, Pazifist und Frauenheld. Fünf Mal heiratete er, fünf Mal ließ er sich scheiden. Sergej hatte acht Söhne. Erstmals sprechen vier von ihnen über die wechselvolle Geschichte ihres Vaters; kontrovers und voller Emotionen, denn über allen Biografien steht bis heute der übergroße Schatten des Vaters.
Filmemacher Boris Hars-Tschachotin entdeckte zu Beginn seiner Spurensuche die Urne Sergejs. Mit dem Wunsch nach Versöhnung versucht er seine weit verstreute Familie zu vereinen, um endlich den letzten Willen seines Urgroßvaters zu erfüllen und dessen Asche auf Korsika beizusetzen. Dabei gerät der Urenkel in einen Strudel familiärer Abgründe, in dem persönliches Schicksal und politische Geschichte miteinander verschwimmen, in dem die schmerzhafte Zeit der Russischen Revolution ebenso auftaucht wie der engagierte Kampf der Eisernen Front oder die Willkür des stalinistischen Terrors.