montageforum mittwoch 20.06.12 17:00 Uhr HFF Kino 1104
Angelika Levi zur Montage von „ABSENT PRESENT“
„Angelika Levis Stimme führt wie ein Faden durch ihre Filmografie. Die Filmemacherin ist auch darin sichtbar – mal mehr, mal weniger, es ist, als schwebe sie durch ihre Filme. Ausgangspunkt ihrer Assoziationswelten ist ihre unmittelbare Erfahrungswelt. Immer wieder fixiert sie ihren Standort, um sich der eigenen Identität zu versichern, und sich dann wieder dem Fluss der Imagination hinzugeben. Weder kreist sie dabei um sich selbst, noch verliert sie den Halt. Stattdessen schafft sie ein Vertrauen, das es dem Zuschauer erlaubt, den Assoziationsketten frei zu folgen und in unbestimmten Wahrnehmungsprozessen eine Methodik der Gesellschaftsanalyse zu erkennen, die niemals einen Abschluss finden kann.“
arsenal institut für film und videokunst e.V.
Essayistischer Dokumentarfilm über verschiedene Formen des Reisens: Urlaub und Migration, gewollte und erzwungene Rückkehr. Die senegalesischen Reisenden sagen: „Entweder du gehst nach Barcelona oder nach Barsaak.“ – In Wolof bedeutet das Wort Barsaak „Totenreich“, der Ort, von dem du nicht zurückkommst.Benji, ein Freund der Filmemacherin Angelika Levi, ist verschwunden. Er wurde 1979 als kleines Kind aus Namibia in die DDR gebracht und 1990 nach der Wiedervereinigung dorthin zurückgeschickt. Angelika Levi lernte ihn 1991 bei Dreharbeiten in Namibia kennen. Zwei Jahre später reiste Benji per Anhalter, als Tourist verkleidet, nach Europa zurück.
„Absent Present“ skizziert Stationen von Benjis Leben und sucht nach Hintergründen und Ursachen für sein Verschwinden. Eine Suche, die zum Ausgangspunkt für eine Reise wird, die von Deutschland nach Namibia, aufs spanische Festland und die Kanarischen Inseln bis in den Senegal führt. Eine Reise an Durchgangsorte, die vom kontinuierlichen Weggehen und Ankommen geprägt sind: Meer, Strand, Wald, Flughafen. Je nachdem wer sich dort in welcher Situation befindet, stehen sie für Abenteuer, Urlaub, eingesperrt sein, Abschiebung. Angelika Levi reflektiert assoziativ über postkoloniale, ökonomische und biopolitische Verwerfungen und sucht dabei nach einer Bild-Sprache, die nicht ausgrenzt. Der Film erzählt von Menschen, die ihre nationale Identität verändern oder ablegen müssen, von Benjis Widerstand und von den Strategien für denerneuten Eintritt in das abgeschottete Europa.
Angelika Levi
Biografie
Geboren 1961 in Bonn-Bad Godesberg. 1986-1992 Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Für den Kurzfilm FAUST AUFS AUGE (1988,Co-Regie:Antje Schäfer) erhielt sie den No Budget Videopreis Hamburg, für DESIREE & POLYLEPIS (1994) vergab die FilmbewertungsstelleWiesbaden das Prädikat „wertvoll“.MEIN LEBEN TEIL 2, ihr ersterlanger Dokumentarfilm lief beimInternationalen Forum des JungenFilms der Berlinale 2003 und gewann verschiedene Preise. Sie realisiert nicht nur eigene Projekte, sondern arbeitet auch als Dramaturgin,Cutterin und Dozentin.
Kurz-Filmografie
1984 ARIEL Co-Regie:Lilly Grote
1987 S.A.R.K.ODER DIE BLOCKDURCHQUERENDEFUSSWEGACHSE ALS STATIONENWEG
Co-Regie:Martin Zawadzki
1988 FAUST AUFS AUGE Co-Regie:Antje Schäfer
1989 AUF GEHT’S.ABER WOHIN?
1990-1992 DAS KLEINE OBJEKT A
1994 DESIREE & POLYLEPIS Co-Regie:Joseph Stöhr
2003 MEIN LEBEN TEIL 2
2005 HAY QUE GASTAR DINERO
2010 ABSENT PRESENT
2011 THE CHILDREN OF SRIKANDI (Workshop-Projekt in Indonesien)
2011 WALK WITH HERI (in Postproduktion)