Directors Statement
„Die Familie, in die wir hineingeboren werden, bestimmt unseren weiteren Weg.“
Was ist das, was in uns lügt, neidet, tötet?
Mich interessiert der Mensch. Besonders der Echte! So aus Fleisch und Blut, mit all seinen Unzulänglichkeiten und der Anmut darin. Als Filmemacherin sind für mich Gedanken mit echten Menschen leichter als in einer Idealheldenmanier vermittelbar. Und zwar aus dem einfachen Grund: Sie sind wie Ich. Das heißt, ich empfinde Empathie. Diese Thematik interessiert mich so sehr, dass ich unlängst beschloss, sie innerhalb meiner eigenen Familie zu suchen. Denn nirgendwo sonst sind Menschen offener als in ihrer eigenen Familie. Auch, wenn eine Kamera dabei ist. In dieser kleinsten gesellschaftlichen Einheit erzählt der Film auf Augenhöhe von Menschlichkeit, von Macht und der Prägung der Familie.
Dazu gibt es heute zwei Lager. Die Einen meinen: Wir sind dazu bestimmt, das Eine zu werden, was uns familienbiografisch und sozialpsychologisch in die Wiege gelegt wurde. Eine Entscheidungsgewalt existiert nicht. Und die Anderen sind der Ansicht: Es gibt sie sehr wohl. Jeder hat die Möglichkeit sein Leben so zu gestalten, wie es einem lieb ist.
Ich selbst handelte intuitiv immer selbstbestimmt. Doch je älter ich wurde, desto mehr verschwamm für mich die Grenze zwischen einem selbstbestimmten Handeln und dem Nacheifern einer vorherrschenden Vorstellung eines selbstbestimmten Lebens. Mit diesen Gedanken nähere ich mich in diesem Film meiner Familie. Am Ende schaffe ich es sogar bis zu mir selbst vorzudringen. Einer Versuchsanordnung gleich stelle ich mich meiner Vergangenheit, schaue, was passiert und werde mit einer derartigen Wucht getroffen, dass es mir nur so um die Ohren fliegt.
Nein, diesen Film habe ich wahrlich nicht geplant, er ist mir passiert. Ob das gut ist, wage ich zu bezweifeln, doch es musste wohl sein. Am Ende meiner emotionalen Reise stelle ich schlussendlich fest: Es gibt kein Entkommen. Lebe damit oder lass es sein. Immerhin gefällt mir der Gedanke, dass solange sich die Pilavcis den alltäglichen Anforderungen stellen, die Welt nicht ganz so verkorkst sein kann, wie in meinen tiefsten Ängsten.
„„Alleine tanzen“ ist aus der Ich-Perspektive erzählt und von einer Intensität, der man sich kaum entziehen kann. Geschwister und Eltern spielen teils widerwillig mit, sprechen aber frei über das, was ihnen in der Kindheit angetan wurde. Ob das therapeutische Unternehmen im echten Leben gelingt, ist fraglich. Als Zuschauer ist man Biene Pilavci für ihren Film dankbar.“
taz, 5.11.2012
Über Euer Kommen freuen sich,
Szilvia Ruszev und Angelika Lepper