„Trockenschwimmen“ (D 2016, 77 Minuten)
Regie: Susanne Kim // Montage: Marion Tuor (BFS)
Eine Gruppe junger Schwimmschülersteht in einer Leipziger Schwimmhalle am Beckenrand. Als sie ins Wasser schauen, sehen sie allerdings nicht einen ihrer Freunde, sondern Karin in ihrem dunkel glitzernden Badeanzug mit weißer Noppenbadekappe. Die ältere Dame zieht mit rückwärts kreisenden Armen langsam an ihnen vorbei. Dabei wird ihr Atem lauter, schneller, sie fängt an zu kreiseln und zu trudeln, dreht sich um die eigene Achse. Karin hat Angst. Angst vor dem tiefen Wasser, „aber ohne Wasser kann man nicht schwimmen.“ Mit vier Frauen und zwei Männern zwischen 64 und 74 will Karin diese Angst überwinden, loslassen lernen, frei werden – schwimmen lernen. Die Filmemacherin Susanne Kim begleitet die Seniorengruppe während ihres zehntägigen Kurses und nähert sich dabei behutsam den tiefliegenden Erinnerungen ihrer Protagonisten. Die Angst und Aufregung der Senioren ist die gleiche wie die von Kindern, die das erste Mal auf sich und ihren Körper vertrauen müssen, wenn sie sich ins tiefe Wasser begeben. Und das gelöste Juchzen in der Dusche, nachdem die ersten Hürden genommen sind, lässt spüren, dass es nie zu spät ist, über sich selbst hinaus zu wachsen.
Die Schülerinnen und Schüler zeigen viel von sich, wenn sie mutig, zaudernd oder auch mal abwehrend in ihrer Badekleidung am Beckenrand Aufstellung nehmen, oder sich mit gymnastischen Übungen auf das Wasser vorbereiten. Ohne dabei ihren Humor zu verlieren erzählen sie direkt und aufrichtig von ihren Träumen und dem, was sie im Leben bisher davon abgehalten hat, Schwimmen zu lernen. Ihr Mut und ihr Wille, die Herausforderung jetzt noch anzunehmen, beweist, dass es hier nicht allein ums Schwimmen geht – es geht um Leben.
Marion Tuor
MARION TUOR studierte Montage an der Nationalen Dänischen Filmschule in Kopenhagen. Sie schneidet seit 2007 als freie Filmeditorin insbesondere Kinodokumentarfilme, sowie Spiel- und Kurzfilme. Zahlreiche Arbeiten von ihr wurden für Festivals wie TIFF, IDFA und CPH:DOX ausgewählt. „At Home in The World“ von Andreas Koefoed gewann 2015 den „IDFA Award for Best Mid-Length Documentary“. „Heartbound“ von Janus Metz und Sine Plambech, wurde 2018 am Zurich Film Festival als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. „Trockenschwimmen“ von Susanne Kim feierte 2016 im deutschen Wettbewerb auf der DOKwoche in Leipzig Premiere.