MONTAGEFORUM AM 31.05.2023

FILMUNIVERSITÄT BABELSBERG 17:00 UHR RAUM 5201

TARA

Deutschland/Italien 2022, 86 Min.

Regie / Volker Sattel und Francesca Bertin
Montage / Bettina Blickwede

Am Rande der apulischen Hafenstadt Taranto liegt der Fluss Tara. Sein Wasser soll heilende Wirkung haben. Doch die magische Idylle ist durch jahrzehntelange ökologische und ökonomische Ausbeutung bedroht. Poetische Erkundung des Ortes und seiner Legenden.


TARA – das ist ein kleiner Fluss am Rande der süditalienischen Hafenstadt Taranto. Der gleichnamige Dokumentarfilm von Volker Sattel und Francesca Bertin hält sich zunächst an dessen Ufern auf, zeigt idyllische Badeszenen mit Jung und Alt, den Wind im Gras, einen Marienaltar im Schilf und unter Wasser aufgenommene Pflanzen. Die Einheimischen sprechen dem Wasser heilende, magische Kräfte zu, auch eine Legende mit einem Esel rankt sich um den „Fluss des Glücks“.


Allmählich weitet sich das Panorama um die benachbarten Fabrikschlote, kontaminierte Wasserproben, den Bau des gigantischen örtlichen Stahlwerks in den 60er Jahren, eine Deponie mit giftigen Altlasten und die antike Geschichte der Gegend, vor allem aber um Menschen, die in der maroden Industriestadt nicht aufgeben und dem Unrecht und Niedergang ihre Ideen und Initiativen entgegensetzen. Mit visuell starken Bildern, ruhig und eher beiläufig wird so vom ​Scheitern der Versprechungen des Fortschritts und Resistenz gleichermaßen erzählt. (Birgit Kohler)

„Che storia, madonna!“ (Aurora Rodonò, Duisburger Filmwoche)

website zum Film

Zu Gast im Montageforum:

Bettina Blickwede

Bettina Blickwede studierte Germanistik, Amerikanistik, Theater- und Filmwissenschaften. Im Kopierwerk machte sie eine Praktikum als Schnitt-Assistentin. Und seit Mitte der 1990er Jahre ist sie als selbstständige Filmeditorin aktiv. Ihre Filmografie ist umfangreich und Filme, die sie montierte wurden mit Preisen anerkannt, z.Bsp.: 
Max-Ophüls-Preis 97 für Geschwister; 
FIPRESCI 99 für Dealer; 
FIRST STEPS 2000 für Dreckfresser; 
Best Documentary Bolzano Cinema 2005 für Kommune der Seligen; 
Preis der deutschen Filmkritik 2007 für Prater

Profil BfS

Filmografie (Filmportal.de)

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MONTAGEFORUM AM 24.05.2023

FILMUNIVERSITÄT BABELSBERG 17:00 UHR RAUM 5201

Human Flowers of Flesh

Deutschland/Frankreich 2022, 106 Min.

Regie / Montage / Helena Wittmann

Ida bereist mit ihrer fünfköpfigen Besatzung auf einem Segelschiff das Mittelmeer. Als sie in Marseille auf die Französische Fremdenlegion trifft, steht sie einer verschlossenen Männerwelt gegenüber, die eine seltsame Faszination auf sie ausübt. Sie beschließt, mit ihrem Team der Spur der Legionäre zu folgen. Ihr Weg führt Ida und ihre fünf Begleiter über Korsika nach Algerien. Auf der gemeinsamen Reise verschwimmen die Grenzen zwischen Traum und Realität, während das Leben auf See ein besonderes gegenseitiges Verständnis hervorbringt.

Helena Wittmanns zweiter Langfilm nach ihrem vielbeachteten Debüt DRIFT ist ein cinephiles Kunstwerk voller einnehmender Bilder, in dem das Mittelmeer als Lebensraum zur Hauptdarstellerin wird. Ein berauschender Film, den man auf der Kinoleinwand erleben muss!

Trailer

Zu Gast im Montageforum:

Helena Wittmann

Helena Wittmann, ist eine in Hamburg lebende Filmemacherin und bildende Künstlerin. Ihre Filme, darunter ihr Debütspielfilm Drift (2017), wurden international auf Filmfestivals gezeigt (u.a. Venice Int. Film Festival, Toronto Int. Film Festival, Int. Film Festival New York, Int. Film Festival Rotterdam, Int. Kurzfilmfestival Oberhausen, Int. Filmfestival Ann Arbor, Viennale, FID Marseille, FICUNAM) sowie in Ausstellungen und wurde mehrfach ausgezeichnet. Von 2015-2018 war sie Dozentin an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und arbeitete
als Mentorin bei Elias Querejeta Zine Eskola in San Sebastian, Spanien. Neben ihren eigenen Filmen ist sie auch für die Kinematografie anderer Regisseure und Künstler wie Luise Donschen, Adnan Softic oder Philipp Hartmann etc. verantwortlich.

Filmografie

MONTAGEFORUM AM 17.05.2023

FILMUNIVERSITÄT BABELSBERG 17:00 UHR RAUM 5204

Köy

Dokumentarfilm, Deutschland 2021, 90 min (Türkisch / Deutsch)

Regie / Serpil Turhan
Montage / Eva Hartmann & Simon Quack

Neno, Saniye und Hêvîn sind Kurdinnen aus drei Generationen. Neno ist die Großmutter der Regisseurin. Sie ist Mutter von elf Kindern und pendelt zwischen Deutschland und der Türkei. Das politische Geschehen in der Heimat verfolgt sie mit einer klaren Haltung. Saniye betreibt ein kleines Kiez-Café in Berlin und träumt davon, eines Tages in ihrem Geburtsort in der Türkei zu leben. Sie erkennt, dass sie bereit sein muss Risiken einzugehen, wenn sie in ein Land der politischen Unruhen und Krisen zurückkehren möchte. Hêvîn, die jüngste Protagonistin, will Schauspielerin werden und ist politisch aktiv. Doch während ihres Studiums hat sie nicht mehr viel Zeit für den Kampf gegen die Unterdrückung der kurdischen Minderheit. 

Filmemacherin Serpil Turhan hat über drei Jahre hinweg intensive Gespräche mit Neno, Saniye und Hêvîn geführt, die tiefe Einblicke in deren Gefühle und Gedanken geben. Vor dem Hintergrund der politischen Veränderungen in der Türkei erzählt „Köy“, welche Entscheidungen die drei Frauen für sich treffen und wie das Leben darauf antwortet. Neno, Saniye und Hêvîn begegnen sich im Film nicht, doch in ihren gemeinsamen Fragen nach Selbstbestimmung und Zugehörigkeit verknüpfen sich ihre Geschichten. Ein vielschichtiger Film über die Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Heimat und Sicherheit – und über die Freiheit des Ichs.

Trailer

Zu Gast im Montageforum: Editor*innenteam:

Eva Hartman

aus der Filmografie:

2022/2023 Von Vielen (Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Ton)
2017-2022 Urlau(b) (Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt)
2017-2021 Köy (Drehbuch, Schnitt)
2017 Die Seele der Geige (Schnitt)
2015/2016 Exile in Waterloo (Schnitt)
2015/2016 Rudolf Thome – Überall Blumen (Drehbuch, Schnitt)
2015 La Bestia (Schnitt)
2013/2014 Für die Ewigkeit (Schnitt)
2011-2013 Freedom Bus (Schnitt)
2013 Dilim Dönmüyor – Meine Zunge dreht sich nicht (Schnitt)
2011 Call It A Balance In the Unbalance (Schnitt)
2010 Führung (Kamera-Assistenz)
2009 Schneeränder (Schnitt)

weitere Arbeiten

Simon Quack

aus der Filmografie

2023 La Empresa (Schnitt)
2023 Köy (Kamera, Schnitt)
2019 Herren (Schnitt)
2019 Kopfplatzen (Schnitt)
2019 Olanda (Kamera)
2017 The Other Fields (Regie, Kamera Schnitt)
2015 Procedere (Regie)
2011 But The Word Dog Doesn’t Bark (Kamera, Ton, Schnitt)

weitere Arbeiten

FILMUNIVERSITÄT BABELSBERG MONTAGEFORUM

Donnerstag 20.04.2023, 18:00 UHR im Rahmen des Studierendenfestivals Sehsüchte (ausnahmsweise im Waschhaus Kino 2 in Potsdam)

SONNE (Österreich 2022, 88 min)

Regie: Kurdwin Ayub // Montage: Roland Stöttinger

Drei Wiener Teenagerinnen twerken im Hijab und singen einen Popsong. Ein YouTube-Video davon macht sie vor allem unter kurdischen Muslimen über Nacht berühmt. Yesmin, die als einzige der Freundinnen selbst Kurdin ist, beginnt sich immer weiter von ihrer Kultur zu distanzieren. Nati und Bella scheinen hingegen fasziniert von der ihnen fremden Welt. Als die Mädchen zwei junge kurdische Patrioten kennenlernen, droht die Situation zu eskalieren. Ein Film über Jugendliche zwischen Social Media und Selbstfindung, eine Geschichte von Rebellinnen.

zu Gast: Roland Stöttinger

Aufgewachsen ist der 1984 geborene Roland Stöttinger auf einem Vierkantbauernhof am Ende der Welt, wie er selbst sagt. Sein Vater führte ein Geschäft für landwirtschaftliche Ersatzteile und Spielwaren in Wels. „Ich bin sozusagen im Schlaraffenland groß geworden. Es gab Natur und jede Menge Spielzeug.“ Noch vor den ersten filmischen Gehversuchen mit Freunden auf einem AHS-Gymnasium drehte er zwischen seinem 13. und 17. Lebensjahr mit seinen Brüdern Filme auf Hi-8, die er in der Kamera geschnitten hat – „so Zeug, das Jungs gut finden: kitschige Lichtschwertkämpfe à la Star Wars und Mission-Impossible-Action“.

Da er seine technische Begabung am Computer einzuschätzen wusste und sich anfangs vor allem für Effekte und weniger für Dramaturgie interessierte, besuchte er die SAE, wo er sich in 3D-Animation und Compositing versuchte. Relativ schnell erkannte er, dass das „hinausgeschmissenes Geld“ war und ging zurück nach Oberösterreich, um als Grafiker zu arbeiten – und ohne zu wissen, was er mit seinem Leben anfangen sollte, wie er retrospektiv zugibt. „Ohne Jobaussicht bin ich nach Wien gezogen, hab’ ein, zwei Jahre vor mich hingelebt, Publizistik studiert und mich dann auf der Filmakademie für Schnitt beworben.“

Ein mühsamer Aufnahmeprozess, wie er sich erinnert: Drei Versuche hat Roland unternommen, bis er auf der Filmakademie schließlich angenommen wurde. „Im ersten Jahr war ich in der letzten Runde unter den letzten drei, im zweiten Jahr wurde ich nicht einmal in die zweite Runde eingeladen. Aber das zweite Bewerbungsvideo war auch so pathetisch, als wäre gerade ein Nobelpreisträger gestorben. Im dritten Jahr hab’ ich es dann so gemacht wie im ersten, dann hat’s geklappt.“

Roland hat keine Präferenz, ob er Dokus oder Spielfilme schneidet: „Die Mischung macht’s. Bei beiden Gattungen geht’s ums Geschichtenerzählen – beim Dokumentarfilm ist Dramaturgie vordergründiger, bei Spielfilmen ist es eher diese kleine, feine Klinge, die zur Geltung kommt.“

Ein ausführliches Interview mit Roland findet Ihr hier https://www.cinemanext.at/portraets/roland-stoettinger

Seine umfassende Filmografie hier: http://www.stoettinger.net

FILMUNIVERSITÄT BABELSBERG MONTAGEFORUM

Mittwoch 05.04.2023, 17:00 UHR Raum 5201

KURZFILME des Künstlerinnenduos NEOZOON

NEOZOON ist ein von Friederike Kersten und Michaela Metzger 2009 gegründetes Künstlerinnenduo. Die beiden haben ihr Studium der Freien Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig als Meisterschülerinnen abgeschlossen und sind seither als freischaffende experimentelle Filmemacherinnen und Medienkünstlerinnen tätig. 

Die Arbeiten von NEOZOON wurden auf großen nationalen und internationalen Filmfestivals wie dem IFFR Rotterdam und dem Locarno Film Festival gezeigt und in renommierten Kunstinstitutionen wie dem Kunstmuseum Bonn und dem Centre Pompidou ausgestellt. 

Ihre Filme wurden unter anderen mit dem WDR Short AWARD auf dem Kurzfilmfestival Köln und dem Best Short Award auf dem Flatpackfestival in Birmingham ausgezeichnet.

Die filmisch-künstlerische Praxis des Duos basiert auf dem Prinzip der Collage und beschäftigt sich mit soziologischen Fragen des Anthropozäns. In ihren Filmcollagen suchen die Künstlerinnen diejenigen Eindrücke herauszuarbeiten, in denen sich die Menschen in ihrem absurden Verhältnis zu anderen Lebewesen überdeutlich selbst offenbaren. Dafür machen sie speziesistische Machtstrukturen zum Zentrum ihrer künstlerischen Forschung. Vor allem YouTube und andere soziale Netzwerke fungieren als Quelle ihrer Archivarbeit um den Blick auf die Welt, die Menschen und ihre Erscheinungen über die natürliche Wahrnehmung hinaus zu schärfen.

Das Programm für uns:

BUCK FEVER, 6 Min. – HD – Farbe – Found Footage – Deutschland, Frankreich 2012BUCK FEVER ist eine YouTube-Collage aus Amateuraufnahmen von Hobbyjägern. Der Film zeigt die Anspannung der Jäger vor und den befreienden Moment nach dem Abschuss eines Tieres. Nach dem Erlegen des Wilds positionieren sich die Jäger vor der Kamera und lassen ihren Emotionen freien Lauf.

MY BBY 8L3W, 3 Min. – HD – Farbe – Found Footage – Deutschland, Frankreich 2014

MY BBY 8L3W ist eine Videoarbeit über junge Frauen, die ihr Haustier vor der Kamera präsentieren. Eine visuelle Steigerung erfolgt in den Parallelsequenzen im Sekundentakt: alle äußern sie dieselben Phrasen, verniedlichen die Tiere wie ein Baby; schmusen mit ihnen und küssen sie wie einen Partner. Der Film zeigt, wie wichtig die hier im Vordergrund stehende Zurschaustellung eines Besitzes für viele Menschen ist und macht die ambivalente Beziehung zum Haustier deutlich.

LOVE GOES THROUGH THE STOMACH, 15 Min. – HD – Farbe – Found Footage – Deutschland 2017

Der Found Footage Film LOVE GOES THROUGH THE STOMACH widmet sich dem Thema Ernährung und dem menschlichen Verhältnis zu sogenannten Nutztieren. Die Filmcollage gewährt Einblicke in das Verhalten einer westlichen Überflussgesellschaft und ihrer mangelnden Wertschätzung gegenüber tierischen Nahrungsmitteln. LOVE GOES THROUGH THE STOMACH bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Humor und bitterem Ernst und führt den Zuschauer:innen die zerstörerischen Aspekte des globalen Konsumverhaltens vor Augen. 

FragMANts, 6 Min. – HD – Farbe – Found Footage – Deutschland 2019

Karl Marx nennt in seinem Hauptwerk Das Kapital den Warenfetisch die quasi-religiöse materielle Beziehung zu Produkten, die Menschen in Arbeitsteilung oder Sozialarbeit füreinander herstellen. 

Die Menschen im Video FragMANts verehren ihre Konsumgüter wie religiöse Kultobjekte. Die hier verehrte Religion ist die des Kapitalismus, der sich als oberflächlich und bedeutungslos erweist. Die Gläubigen dieser Religion scheinen nur noch entwurzelte Fragmente ihrer selbst zu sein.

TRILOGIE LAST THINGS

LITTLE LOWER THAN THE ANGELS, 13 Min. – Found Footage – Deutschland 2019

BITING THE DUST, 13 Min. – Found Footage – Deutschland 2021

LAKE OF FIRE, 11 Min. – Found Footage – Deutschland 2022

Die Filmtrilogie LAST THINGS beschäftigt sich mit der Frage nach der christlichen Idee der Menschwerdung (Little LOWER Than the Angels), dem Leben nach dem Tod sowohl im Himmel (Biting the Dust) als auch in der Hölle (Lake of Fire). Die experimentellen Filmcollagen untersuchen die Beziehung zwischen Religion und Speziesismus und hinterfragen die Zukunftsfähigkeit anthropozentrischer Glaubensrichtungen.

zu Gast:

Friederike Kersten

und Michaela Metzger

Filmographie NEOZOON

LAKE OF FIRE / 2022 / 11 Min. / HD / Farbe / Ton / Found Footage


BITING THE DUST / 2021 / 13 Min. / HD / Farbe / Ton / Found Footage


FRAGMANTS / 2020 / 6 Min. / HD / Farbe / Ton / Found Footage


LITTLE LOWER THAN THE ANGELS / 2019 / 13 Min. / HD / Farbe / Ton / Found Footage

LOVE GOES THROUGH THE STOMACH / 2018 / 15 Min. / HD / Farbe / Ton / Found Footage

CALL OF THE WILD / 2017 / 4 min. / HD / Farbe / Ton / Found Footage


SHAKE SHAKE SHAKE / 2016 / 4 min. / HD / Farbe / Ton / Found Footage


MY BBY 8L3W / 2014 / 3 Min. / HD / Farbe / Ton / Found Footage


BIG GAME / 2013 / 7 Min. / HD / Farbe / Ton / Found Footage


UNBOXING EDEN / 2013 / 5 Min. / HD / Farbe / Ton / Found Footage


BUCK FEVER / 2012 / 6 Min. / HD / Farbe / Ton / Found Footage


GOOD BOY – BAD BOY / 3 Min. / HD / Farbe / Ton / Found Footage


DAS MANTELTIER / 2010 / 4 Min. / SD / Farbe / Ton

24.05.2023, Mittwoch

Human Flowers of Flesh

17:00 Uhr @ Filmuni

31.5.2023, Mittwoch

TARA

17:00 Uhr @ Filmuni

14.6.2023, Mittwoch

Barricade

17:00 Uhr @ Filmuni

28.6.2023, Mittwoch

Aus meiner Haut

17:00 Uhr @ Filmuni

5.7.2023, Mittwoch

Die stillen Trabanten

17:00 Uhr @ Filmuni

12.7.2023, Mittwoch

Gladbeck: Das Geiseldrama

17:00 Uhr @ Filmuni

Filmuniversität Babelsberg MONTAGEFORUM

Mittwoch 11.01.2023, 17:00 UHR bei Rotor Film

(in Präsenz) auf dem Studiogelände Babelsberg via Haupteingang

August-Bebel-Str. 26-53, 14482 Potsdam

EINE DEUTSCHE PARTEI

Kino-Dokumentarfilm , 110 Minuten, Deutschland 2022, DCP OF, engl. Subs (mehr Infos& Trailer >> https://spicefilm.de)

Regie: Simon Brückner II Montage: Sebastian Winkels, Gesa Marten (BFS)

Ein Blick ins Innere der AfD, jenseits medialer Aufgeregtheit. Simon Brückners exklusiver Zugang auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene führt in die Hinterzimmer einer umstrittenen und mit internen Konflikten ringenden Partei. Ein frappierendes Gesamtbild entsteht, zusammengesetzt aus genau beobachteten Einzelszenen, ohne äußere Beeinflussung oder sprachlichen Kommentar. Direct Cinema im Kommunikationsraum einer Organisation, deren radikale Flügelkandidaten gegen vermeintlich Moderate kämpfen. Politische Scherkräfte werden bis hin zum Partei-Nachwuchs sichtbar, der mit dem System der Bundesrepublik bereits gebrochen zu haben scheint. Auch die internationale Vernetzung einer Rechten, die sich global neu formiert und Zulauf hat, wird gezeigt. Unaufhaltsam driftet das System AfD immer weiter nach rechts. Das mit soziologischem Gespür ermittelte, filmische Mosaik konfrontiert das Publikum mit einer Parallelwelt, die für viele Parteigänger, die teilweise aus der Mitte der Gesellschaft kamen, längst Normalität geworden ist. Durch Grauzonen hindurch, manchmal bedrückend alltäglich oder banal, öffnen sich die Abgründe des Extremismus, der Feindseligkeit und Verachtung gegenüber vermeintlich Fremden und Andersdenkenden. In seinem Streben nach einer analytisch-neutralen Herangehensweise führt der Film an Orte abseits der öffentlichen Kampfplätze und beginnt dort, wo die tagesaktuelle Berichterstattung enden muss. Ein Balanceakt im Spannungsfeld von Nähe und Distanz, der das eigene Erleben ins Zentrum setzt und zum Weiterdenken und -streiten auffordert. Simon Brückner schaffte es, ganze Netzwerke und Gremien über mehrere Jahre zu begleiten. Eine Deutsche Partei ist das unbequeme Dokument einer historischen Bestandsaufnahme. Eine Reise zu Menschen an der Grenze der Demokratie.

zu Gast: Gesa Marten, Sebastian Winkels und Simon Brückner

Moderation: Susanne Foidl und Christine Moderbacher (zur Zeit Gastprofessorin an der Filmuniversität, Visuelle Anthropologin und Filmemacherin)

The event will be held in German, but we can switch to English at any time….

Gesa Marten

Gesa Marten ist Professorin für Künstlerische Montage an der Filmuni Babelsberg und arbeitet als freiberufliche Editorin und Dramaturgin. Ihre Montagearbeit wurde mehrfach ausgezeichnet. Ihre Hauptinteressen sind die Montage dokumentarischer Formen und künstlerische Forschung im Film. Gesa ist Mitglied der Deutschen Filmakademie, der Europ. Filmakademie und der Academy of Motion Picture Arts and Sciences.

Gesa Marten is professor at the Film University Babelsberg and works as a freelance editor and dramatic advisor. As a multiple award-winning film editor she works in the industry since 30 years. Her main interests are dramaturgical work in documentary and artistic research in film. She is a member of the German Film Academy, the European Film Academy and the Academy of Motion Picture Arts and Sciences.

Sebastian Winkels

Sebastian Winkels arbeitet im Bereich nonfiktionaler Filme. Seine Regiearbeiten “7 Brüder” (2003, Preis der dt. Filmkritik), “Mein Schönes Leben” (2015, Duisburger Filmwoche) und “Talking Money” (2018, Nonfiktionale Preis) setzen auf begrenzte Kommunikationsräume und eine Idee des partizipativen Erzählens. Als Editor hat er an Filmen wie “Koundi und der Nationale Donnerstag” von A.A. Atodji, “Aus dem Abseits” von S. Brückner, “Belleville – Belle et Rebelle” von D. Abke und “Le Mali70” von MCM Schmidt mitgewirkt. Neben dem Filmemachen arbeitet er als Tutor bei Dokfilm Initiativen und ist Schnittberater bei First Cut Lab.

Sebastian Winkels is a director and editor of nonfictional films. His documentaries “7 Brothers” (2003, German Film Critique’s Prize), “My Beautiful Life” (2015, Duisburger Filmwoche) and “Talking Money” (2018, Nonfiktionale Award) are set in confined communication spaces and explore possibilities of participatory storytelling. As an editor he was involved with “Koundi & The National Thursday” by A.A. Atodji, “From the Sidelines” by S. Brückner, “Belleville – Belle et Rebelle” by D. Abke, “Le Mali70” by MCM Schmidt. Besides filmmaking Sebastian is tutoring at doc film initiatives and works as an Editing Consultant for First Cut Lab.

Simon Brückner

Simon Brückner ist Jahrgang 1978. An der HU Berlin studiert er Kulturwissenschaft. 2001 ist er Gründungsmitglied der selbstorganisierter Filmschule filmArche und schließt den dortigen Regielehrgang mit dem Kinodokumentarfilm „Schöne blonde Augen“ ab. Sein zweiter Langfilm „Aus dem Abseits“ gewinnt 2015 den deutschsprachigen Wettbewerb des Münchener Dokfests. Seine dritte abendfüllende Arbeit „Eine deutsche Partei“ wird 2022 auf der Berlinale uraufgeführt. Neben dem Filmemachen arbeitet Simon Brückner freischaffend als Dozent, Autor und Dramaturg.

Simon Brückner was born in 1978 and studied cultural studies at the HU Berlin. In 2001 he is a founding member of the self-organized film school filmArche and completes the directing course there with the feature documentary „Schöne blonde Augen“. His second feature-length film „Aus dem Abseits“ wins the German-language competition of the Munich Dokfest in 2015. His third work, „Eine deutsche Partei,“ has been premiered at the Berlinale in 2022. In addition to filmmaking, Simon Brückner works freelance as a lecturer, author and dramturgic consultant.

Kritiken & Pressestimmen

Pressestimmen

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MONTAGEFORUM

FILMUNIVERSITÄT BABELSBERG 17:00 UHR RAUM 5204 
(auch via Zoom)

ANMAßUNG

111 min – HD – Farbe – Deutschland 2021, Buch und Regie Chris Wright & Stefan Kolbe > wright-kolbe-film.de

Montage // Chris Wright

ANMAßUNG lief im Herbst 2021 auf der Duisburger Filmwoche. Aus dem DiskussionsprotokollANMAßUNG ist der sechste Film von Kolbe und Wright in Duisburg. Die Beiden sind der unbequeme Sessel im Wohnzimmer der Filmwoche. Irgendwie cool, aber länger drauf sitzen will niemand. Ihre Protagonist:innen sind Ausrangierte und Abservierte, deren Verlorenheit wie ein kalter Winterhauch von der Leinwand weht. Auch S., die Hauptfigur im neuen Film, ist verloren, in sich und in der Gesellschaft – aber: Er ist kein Opfer von Gewalt wie die Protagonist:innen davor, sondern ein Täter. Er hat eine Frau umgebracht. Weitere Stimmen: Bei ANMAßUNG von Stefan Kolbe und Chris Wright handelt es sich zweifelsohne um die lautere, sprödere Arbeit. Zumindest wird sich über diesen Film und das Auftreten des Regie-Duos so rege gestritten, dass einige Besucher*innen eine Reinkarnation der berüchtigten Duisburger Diskussionskultur beschwören. (Anne Küper, critic.de) Anders als die halbherzigen Gespräche vieler anderer Festivals sind die Diskussionen in Duisburg dank der im Saal versammelten Kompetenz ebenso prägend für den Eindruck, den ein Film hinterlässt, wie die Vorführung selbst. Das mussten Stefan Kolbe und Chris Wright gleich am zweiten Abend erfahren, als ihr Film ANMAßUNG über einen Sexualmörder in der Diskussion zerlegt wurde. (Fabian Tietke, taz.de)

2015 lernen Wright und Kolbe den Strafgefangenen Stefan S. kennen. In der Sozialtherapeutischen Abteilung der JVA Brandenburg absolvieren sie gemeinsam die Therapiegruppe „Männlichkeit und Identität“. Der erste Eindruck vom höflichen, schüchternen Mann wird von einem der Justizbeamten kommentiert. Stefan S. sei ein eiskalter Frauenmörder, ein Sexualstraftäter.
Vier Jahre begleiten Wright und Kolbe Stefan S. Es sind die letzten Jahre seiner lebenslangen Haftzeit. In dieser Zeit absolviert Stefan S. eines der fortschrittlichsten Programme zur Behandlung von Gewalt- und Sexualstraftätern. Seine Entlassung rückt näher.
Wright und Kolbe fragen sich zunehmend, was sie hier tun. Was wollen sie von diesem Protagonisten? Was kann man von diesem Mann, seiner Geschichte, seiner Tat begreifen? Und immer wieder die Frage, was soll, was kann aus diesem Mann werden? Lassen sich die toxischen Verhaltensweisen von Stefan S. überhaupt therapieren?
Stefan S. lässt sich nur sehr ungern auf den Film ein. Er möchte nicht erkannt werden. Also verlagern Wright und Kolbe ihre Erzählung über ihn in den Theaterraum. Hier wird Stefan S. von einer Puppe vertreten, geführt von zwei Spielerinnen. Es mischen sich filmische Formen. Wir geraten an die Grenzen des Darstellbaren, an die Schranken unserer Vorstellung. Wie eine der Spielerinnen sagt: Alles, was wir hier tun, ist anmaßend.

zu Gast // Chris Wright

1972 geboren in Bolton, Nord-England. Studium in Cambridge und an der Filmhochschule Konrad Wolf Potsdam-Babelsberg. Lebt seit Mitte der 1990er in Berlin. Er arbeitet als freier Dokumentarfilmer sowie als Editor und Schnittberater für Dokumentar- und Spielfilme. Er unterrichtet an der Deutschen Film- und Fernsehakademie (dffb) und ist seit 2020 Teil des Tutorenteams bei dok incubator.
Er montierte unter anderen Salomé Jashi’s TAMING THE GARDEN (Sundance, Berlinale Forum 2021) und Thomas Heise’s HEIMAT IST EIN RAUM AUS ZEIT (Berlinale Forum 2019, Preise weltweit). 2020 war er nominiert für den Schnittpreis der VG Bildkunst. Für die Montage von Susanne Binninger’s FIGHTER bekam er 2017 den Deutschen Kamerapreis für den besten Schnitt.

Buch und Realisierung Chris Wright und Stefan Kolbe
Puppenspiel Nadia Ihjeij & Josephine Hock
Bild Stefan Kolbe
Montage und O-Ton Chris Wright
Szenenbild Luise Ehrenwerth
Puppenbau Peter Lutz
Tongestaltung Rainer Schwarte
Tonpostproduktion Soundgarten
Farbkorrektur Alex Beyer und Stefan Kolbe
Redaktion Nicole Baum (3sat)
Produzent Heino Deckert
Musik Johannes Winde
Produziert von ma.ja.de Filmproduktion und kolbewright in Koproduktion mit ZDF/3sat.
Weltvertrieb Deckert Distribution
Verleih GMfilms

MONTAGEFORUM AM 7.12.2022

FILMUNIVERSITÄT BABELSBERG 17:00 UHR RAUM 5204
(Q&A auch via Zoom)

Aşk, Mark ve Ölüm / Liebe, D-Mark und Tod

Dokumentarfilm, Deutschland 2022, 96 min (Türkisch / Deutsch) >> TRAILER

Regie / Montage: Cem Kaya

„Aşk, Mark ve Ölüm“ ist ein Dokumentarfilm über die eigenständige und bisher unbekannte Musik ausgewanderter türkischer Gastarbeiter und ihrer Enkel in Deutschland. In musikalischer und essayistischer Form gibt Cem Kaya Einblicke in die einzigartige Lebendigkeit dieser vergessenen Subkultur.

Cem sagt im Interview: „Ich habe ja keinen Film gemacht, über die Musik der Tükei stämmigen Einwanderer in Deutschland, sondern einen Film darüber … wie die gesellschaftlichen Prozesse und die Musik in Beziehung standen. Das hat bedeutet, dass ich eigentlich die komplette Migrationsgeschichte erforschen musste, in dem Film.“

zu Gast: Cem Kaya

Kaya studierte Kommunikationsdesign an der Merz Akademie und schloss 2005 mit einem Joint Degree (mit der University of Portsmouth) ab. 2010 erschien sein erster dokumentarischer Langfilm „Arabesk“. Der Film erzählt Arabeske als Musikgenre und als eine Musikgeschichte, die aus der Binnenmigration in der Türkei entstand. Der Dokumentarfilm „Remake, Remix, Rip-Off“ kam 2014 heraus und lief erfolgreich auf internationalen Filmfestivals. 2017 übernahm er die Kameraarbeit an dem investigativen Film „77sqm_9:26min“ der in London ansässigen Gruppe Forensic Architecture über die Rekonstruktion des NSU-Mordes an Halit Yozgat. Der Film hatte seine Premiere auf der documenta 14. „Aşk, Mark ve Ölüm“ hatte im Februar 2022 seine Weltpremiere auf den 72. Internationalen Filmfestspielen Berlin in der Sektion Panorama und gewann dort den Publikumspreis.

Filmografie

2002: Die kalte Platte
2005: Do not Listen
2010: Arabesk – Gossensound und Massenpop
2014: Remake, Remix, Rip-Off
2022: Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod

MONTAGEFORUM AM 30.11.2022

FILMUNIVERSITÄT BABELSBERG 17:00 UHR RAUM 5204
(Q&A auch via Zoom)

JENSEITS DES SICHTBAREN – Hilma af Klint

Dokumentarfilm, Deutschland 2020, 93 min (Deutsch/Englisch/Schwedisch) >> TRAILER

Regie: Halina Dyrschka
Montage: Antje Lass

JENSEITS DES SICHTBAREN ist ein wichtiges Kapitel in der kürzlich begonnenen, umfassenden Revision der kritischen Geschichtsschreibung, und es nimmt einen passionierten und klugen Kader an Kuratoren, Gelehrten, Wissenschaftlern und Künstlern in Anspruch, um das Argument von af Klints Wichtigkeit zu unterstützen.“ The New York Times

Die Kunstwelt macht eine sensationelle Entdeckung – nur 100 Jahre zu spät. 1906 malt Hilma af Klint ihr erstes abstraktes Bild, lange vor Kandinsky, Mondrian oder Malewitsch. Insgesamt erschafft sie über 1500 abstrakte Gemälde, die der Nachwelt Jahrzehnte verborgen bleiben. Wie kann es sein, dass eine Frau Anfang des 20. Jahrhunderts die abstrakte Malerei begründet und niemand davon Notiz nimmt?

Die cineastische Annäherung an eine Pionierin, deren sinnliches Werk nicht nur künstlerisch fasziniert, zeigt eine lebenslange Sinnsuche, die das Leben jenseits des Sichtbaren erfassen will. Die außergewöhnliche Gedankenwelt der Hilma af Klint reicht dabei von Biologie und Astronomie über Theosophie bis hin zur Relativitätstheorie und umspannt einen faszinierenden Kosmos aus einzigartigen Bildern und Notizen.

Heute begeistert die Künstlerin Millionen mit ihrem schrankenlosen Denken, welches in einem überwältigenden Oeuvre gipfelt und die Geschichtsschreibung der Kunst auf den Kopf stellt.

Der Dokumentarfilm “JENSEITS DES SICHTBAREN – Hilma af Klint” ist eine großartige Entdeckungsreise in die faszinierenden Bilderwelten einer zu Unrecht vergessenen Künstlerin, die sich zu keiner Zeit jemals Schranken auferlegt hat. In ihrer filmischen Recherchereise beleuchtet Regisseurin Halina Dyrschka auch die bedeutende Rolle der Frauen in der Kunstwelt und stellt die Frage danach, warum es so lange dauern musste, bis das Werk dieser Künstlerin, der Begründerin der abstrakten Malerei, sich schließlich seinen verdienten Platz in der Kunstwelt erobern konnte. Unbedingt sehenswert.“ Aviva Berlin

(Text: https://mindjazz-pictures.de/filme/jenseits-des-sichtbaren-hilma-af-klint/)

zu Gast: Antje Lass

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Antje Lass machte beim NDR die Ausbildung zur Mediengestalterin und studierte an der HFF Babelsberg Montage. 2008 wurde der Kinodokumentarfilm „Der Weiße mit dem Schwarzbrot“ für den Bildkunst-Schnittpreis nominiert. 2010 folgte die Nominierung des Kurzspielfilms „Still“ für den Förderpreis Schnitt. 2013 wird ihr erster eigener Dokumentarfilm „Öffne Dein Herz“ Gewinner des Schleswig-Holstein Filmfests. 2020 kommt „Jenseits des Sichtbaren – Hilma af Klimt“ in die Kinos und wird 2021 für den deutschen Filmpreis vornominiert. Seit 2020 ist Antje Lass Mitglied der Deutschen Filmakademie.

>> Filmografie