MONTAGEFORUM 28.06.2017 FILMUNIVERSITÄT BABELSBERG 17:00 UHR // Kino 1101

zu Gast // Anna-Lena Engelhardt

ELA – Skizzen zum Abschied ”

Regie// Oliver Adam Kusio, BRD 2017, 26 min

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Zusammen mit ihrer älteren Schwester Janina und ihrem Neffen Mikołaj lebt Ela unter prekären Verhältnissen in der polnischen Provinz. Ihr Alltag dreht sich permanent um Familie und Arbeit: jede Nacht schiebt sie Schichten in einer Industriewäscherei, um die kleine Familie mit durchzubringen. Liebe und Geborgenheit erfährt sie vor allem bei dem Wäschefahrer Jakub, mit dem sie seit vielen Jahren zusammen ist. Doch Ela hat einen Traum: wie viele junge Polen will sie aus der Plattenbausiedlung ausbrechen und in den Westen ziehen, um sich ein besseres Leben aufzubauen. Obwohl sie seit Monaten für ein Flugticket nach Irland spart, hadert sie immer wieder mit dem Entschluss, wegzugehen. Ihren Neffen Mikołaj, der seine Tante vor den Mitschülern bis auf’s Blut verteidigt, will sie nicht alleine zurücklassen. Und obwohl Jakub sie bei der Reise finanziell unterstützen möchte, kann er nicht umhin, seine Verachtung für Elas Traum von der „goldenen Welt“ zu zeigen. Lediglich ihre Schwester Janina drängt Ela, ihren Träumen hinter den Horizont zu folgen .Am Ende stehen nicht Sehnsucht und Familientreue, sondern die unsentimentale und fast selbstverständliche Erkenntnis, dass auch die großen Geschichten von der Liebe in einer kleinen Welt auserzählt sind – und neue Geschichten anderswo gefunden werden müssen.

Im Schneideraum – wie auch beim Dreh – spielte sich eine ähnlich jazzige Herangehensweise ab. Auch hier diente ein Skript als Stütze, dennoch nur als bloßes Skelett, das zunächst durch feinfühlige Beobachtungen des eindringlichen Schauspiels erste Form annahm, sich dann durch einzelne kleine sprachliche Bausteine poetisch zusammensetze. Viele Skizzen, Karteikarten und Musik zur Orientierung und dazu Bilder mit Händen, Berührungen, Blicken, sowie Wörtern und Natureinflüssen, die bei Improvisation zart eingefangen wurden und einer Montage, auf Emotion basierend, bilden eine Art Kaleidoskop, das jedem Beobachter etwas Spielraum gibt, sich seine eigene Form zusammenzusetzen.

Anna-Lena Engelhardt wurde 1987 in Calw geboren und studierte Sozialwissenschaften an der Universität zu Köln, Kunstpädagogik und Ethnologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Kunst- und Kulturwissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg.

Während ihrer Studienzeit verwirklichte sie einige visuell- künstlerische Arbeiten, den Dokumentarfilm TAKTGEFÜHL und arbeitete nebenbei in der Videoredaktion des Universitätsmarketing.

2014 erhielt sie ein Stipendium für eine Feldforschung auf der indonesischen Insel Nias und kuratierte dort eine Museumsausstellung mit eigenen fotografischen und filmischen Arbeiten.

Anschließend montierte sie an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF im Studiengang Montage die analoge dokumentarische Übung DIORAMA und die Kurzfilme ANDY IST MEIN FREUND, GRAUE STUNDE und ELA – SKIZZEN ZUM ABSCHIED von Regisseur Oliver Adam Kusio, sowie die Kurzfilme KOSMOSMAA und KIMCHI (AT).

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